Die Geschichte der Philosophie und Paedagogik

Montag, 13. Februar 2006

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Plötzlich allein

Die Sonne schien warm vom Himmel. Katja lehnte sich gemütlich auf der Parkbank zurück und krempelte die langen Hosenbeine ein wenig auf. Sie blickte hinüber zu ihrer Tochter und lächelte ihr zu. „Wie süß sie doch ist, wie schön sie spielt“, dachte sie.
Laureen war gerade dabei gemeinsam mit zwei anderen kleinen Mädchen eine riesige Burg in der Sandkiste zu bauen. Eifrig klopfte sie mit ihren kleinen Händchen den Sand fest. Dann stand sie auf und lief über den spielplatzganzen Spielplatz hinüber zur Schaukel. Katja blickte ihr verträumt nach. Sie hatte sich schon die ganze Zeit gewundert, mit welcher Geduld und Ausdauer ihre Kleine die große Sandburg gebaut hatte. Laureen war nämlich ein sehr munteres, aufgewecktes Kind, dem eine Sache schnell zu langweilig wurde und das ständig etwas anderes tun wollte. Nun stand Laureen vor dem Schaukelgerüst. „Mami, Mami!“, rief sie und blickte erwartungsvoll hinüber zur Parkbank. Katja stand auf und ging zu ihrer Tochter. Dann gab sie ihr ganz viel Anschwung, genau so, wie Laureen es mochte. Laureen juchzte vor Freude. „Mehr, mehr!“, rief sie immer wieder. „Ich bin fast in den Wolken, ich fliege Mami, ich fliege!“ Katja lachte mit ihrer Kleinen, die gute Laune steckte sie förmlich an und sie genoss den sonnigen Tagen in vollen Zügen. Nach einiger Zeit hatte Laureen keine Lust mehr zum Schaukeln.
Katja und ihre Tochter machten sich auf den Weg in die Eisdiele. Bei den heißen Temperaturen, brauchten sie unbedingt noch eine kleine Abkühlung.

Es war kurz vor sechs, als Katja die Wohnungstür aufschloss. „Laureen, zieh bitte draußen deine Schuhe aus, die sind ganz sandig!“, mahnte sie ihre Kleine. Dann gingen sie hinein in die Wohnung hinüber in die Küche. Während Laureen am Küchentisch eifrig damit begann ein Bild zu malen, bereitete Katja das Abendbrot vor. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie an diesem Tag noch gar nicht den Briefkasten ausgenommen hatte. Sie ging in den Flur, zog die oberste Schublade ihrer hölzernen Kommode auf und griff nach dem kleinen Schlüssel. Dann ging sie zum Postkasten und öffnete ihn. breifkasten

Zahlreiche Reklameprospekte fielen ihr in die Hände. Während Katja die Treppe zu ihrer Wohnungstür wieder hinauflief, warf sie bereits einen kurzen Blick auf einige Werbungsblätter. Plötzlich rutschte ein Brief aus dem Packen mit Zetteln hinaus und fiel ihr vor die Füße. Sie bückte sich und nahm den briefumschlagweißen Umschlag auf. Sofort fiel ihr der Absender ins Auge. Sie wurde nervös. Ihre Hände begannen zu zittern und das Blut schoss ihr in den Kopf. In der Wohnung angelangt, warf sie einen kurzen Blick hinüber in die Küche, um sich zu vergewissern, dass Laureen immer noch artig am Tisch saß und malte. Dann ging sie hinüber ins Wohnzimmer und ließ sich auf das große Ecksofa fallen. Sie atmete tief durch. Heute war einer der ersten Tage in dieser Woche gewesen, wo sie nicht an den Brief gedacht hatte. Sie hatte versucht sich abzulenken, hatte den Tag genossen. Ihr Herz schlug immer schneller. Nervös begann sie auf ihren Fingernägeln zu kauen. Sie hatte wahnsinnige Angst den Brief zu öffnen. Sie wusste, dass in wenigen Sekunden alles anders sein könnte. „Bitte, bitte, bitte!“, flüsterte sie vor sich hin und drückte den Briefumschlag ganz fest an ihr Herz.
Dann riss sie den Umschlag auf und blickte auf das maschinell geschriebene Schreiben. Sie war unendlich nervös, viel zu nervös, um zu lesen. „Sehr briefumschlaggeehrte Frau Manzinger!“, begann das Schreiben. Sie blickte auf die Mitte des Briefbogens, was interessierten sie diese allgemeinen Redewendungen, diese Höflichkeitsfloskeln. Sie wollte es jetzt wissen, es schwarz auf weiß lesen, sie hielt diese Unsicherheit nicht mehr aus. Dann fiel ihr die Stelle ins Auge. Ungläubig starrte sie auf die Wörter. „Nein, nein!“, wimmerte sie. Tränen standen ihr in den Augen. Wie ein Häufchen Elend kauerte sie sich auf dem Sofa zusammen und weinte. Sie vergaß alles um sich herum, schluchzte einfach so vor sich hin und blickte ins Leere. Plötzlich stand ihre Tochter vor ihr. „Mami, Mami, was ist denn? Wo bleibst du. Ich hab Hunger!“ Katja schaute ihre Tochter an. . In dem Moment begann ihr Herz noch schneller zu rasen. Sie wusste, dass sie sich jetzt zusammenreißen musste, es gab keine andere Möglichkeit. „Ich komm ja schon, ich bin gleich da“, beruhigte sie die Kleine. Dann stand sie auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und strich ihrer Tochter sanft über die langen weichen Haare.

Laureen aß eifrig ihr Butterbrot und löffelte anschließend noch einen Erdbeerjoghurt aus. Katja schaute ihr zu, strich ihr immer wieder liebevoll über ihr kleines Gesicht. Sie selbst konnte nichts essen, ihr war unendlich schlecht. Sie hatte auch ohne etwas gegessen zu haben, bereits das Gefühl, dass sie sich gleich übergeben musste. Plötzlich klingelte das Telefon. „Mami, ich geh!“, rief die Kleine aufgeweckt. Dann sprang sie auf und rannte in den Flur zum Telefon. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie mit dem Hörer in der Hand zurück in die Küche trat. „Mama“, sagte sie, „Papa ist am Telefon. Er will dich auch noch mal sprechen.“ Katja stand auf. Sie hatte befürchtet, dass er sie heute noch anrufen würde. Sie nahm Laureen den Hörer aus der Hand und ging hinüber ins Wohnzimmer. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass die Kleine das Gespräch mitbekam. Sie war so wütend und wusste, dass sie kaum in der Lage sein würde, normal, sachlich mit ihm zu reden. Trotzdem wollte sie es versuchen, sie wusste, dass es zu spät war, dass alles andere keinen Sinn hatte. „Ja!“, meldete sie sich und wartete darauf, dass er nun etwas sagen würde. „Hast du das Schreiben, den richterlichen Beschluss bekommen?“, waren seine ersten Worte, die ihr unmittelbar einen Stich ins Herz versetzten. In ihren Gedanken sah sie ihn jetzt vor sich. Sie wusste, dass er in diesem Moment ein breites überlegenes Grinsen im Gesicht haben würde. Der Gedanke daran stimmte sie noch unglücklicher. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Ihr schien das ganze Telefongespräch so unendlich überflüssig. Plötzlich hatte sie sich nicht mehr unter Kontrolle. „Was willst du? Was willst du noch? Du hast doch alles, was du wolltest! Musst du mich jetzt noch so quälen???“, schrie sie ins Telefon. Zeitgleich begann sie so bitterlich zu weinen, dass ihre Worte kaum noch zu verstehen waren. „Katja, nun lass uns doch wie erwachsene Menschen miteinander reden, wenigstens der Kleinen zuliebe!“ Sie hasste es, wenn er so belehrend, von oben herab mit ihr sprach. Er sollte doch einfach seinen Mund halten, sollte sie in Ruhe lassen. Sie konnte und wollte seine Stimme jetzt nicht hören. „Ich, ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich Laureen morgen früh abholen kommen werde. Ich habe mir frei genommen. Nur damit du Bescheid weißt!“, sprach er weiter. „Stephan bitte, bitte lass mir doch die Kleine, bitte, bitte…“, wimmerte sie immer wieder. „Du kannst mir doch nicht einfach so die Kleine wegnehmen. Sie braucht doch ihre Mutter.“ „Was heißt denn einfach so?“, fuhr er sie wütend an. „Du weißt doch, dass das ein langer Weg war. Die Kleine gehört genauso zu mir und du weißt doch, dass sie es bei mir gut haben wird. Ich kann ihr alles bieten.“ Sie knallte den Telefonhörer wütend auf den Boden und wälzte sich schluchzend auf dem Sofa umher. „Laureen, Laureen“, wimmerte sie immer wieder vor sich hin. Auch wenn sie irgendwie befürchtet hatte, dass es so kommen könnte, sie hatte es verdrängt, hatte immer wieder die Hoffnung gehabt, dass doch noch alles gut werden würde. Aber wie waren auch ihre Chancen gewesen: Sie, eine arbeitslose, junge, allein stehende Mutter. Er, Juniorchef, mittlerweile wieder glücklich verheiratet, wohlhabend, im besten Alter und was das Entscheidende war, er hatte die herz2besten Kontakte, den besten aller Anwälte. Wie unfair das Leben, die Welt doch ist! Ich hab die Kleine doch so unendlich doll lieb, sie hat es doch so gut bei mir, dachte sie. Der Gedanke daran, dass sie morgen ganz alleine sein würde, schien ihr unerträglich. Sie wusste, dass sie sich jetzt noch einmal zusammenreißen musste, wenigstens für diesen Abend, ihrer Tochter zuliebe. Sie ging zurück zu Laureen in die Küche. „Wollen wir etwas spielen?“, fragte sie die Kleine. Dann gingen sie hinüber ins Kinderzimmer und sie spielten eine ganze Weile zahlreiche unterschiedliche Gesellschaftsspiele. Katja genoss es das fröhliche unbeschwerte Lachen ihrer Tochter zu hören. Irgendwann wurde die Kleine wahnsinnig müde. Katja wusste, dass es schon viel zu spät war, aber sie hatte die letzten Stunden mit ihrer Tochter ausnutzen wollen. An diesem Abend durfte Laureen mit bei ihr im Bett herz3schlafen. Katja lag die ganze Nacht wach und blickte ihre friedlich schlafende Tochter an. Noch war ihr gar nicht so wirklich bewusst, dass am kommenden Morgen nichts mehr so sein würde, wie früher.

Es war am nächsten Morgen gegen 10 Uhr, als es an der Tür klingelte. Laureen stürmte zur Tür und öffnete. „Papa, Papa!“, rief sie. Stephan hob die Kleine auf seinen Arm und lächelte ihr zu. Dann trat er in die Wohnung. „Katja, guten Morgen. Hast du ein paar Sachen zusammengepackt?“ Katja blickte ihn hasserfüllt und vernichtend an. Wieder standen ihr Tränen in den Augen. Stephan ging gemeinsam mit Laureen hinüber ins Kinderzimmer und kramte einige Dinge zusammen. „Das genügt erstmal!“, sprach er. „Nun schau doch nicht so traurig. Sie ist doch auch meine Tochter. Ich will doch nur das Beste für sie. Du kannst sie jeder Zeit sehen, etwas mit ihr unternehmen, aber wohnen wird sie nun mal ab sofort haustuerbei mir. Das steht doch auch so im richterlichen Beschluss.“ Mit diesen Worten verabschiedete Stephan sich. Katja umarmte ihre Tochter noch einmal ganz fest, gab ihr einen Kuss und streichelte ihr übers Gesicht.
Dann fiel die Tür hinter Stephan und Laureen ins Schloss.

Mittwoch, 1. Februar 2006

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Ostberlin 1972

Die Männer saßen einander gegenüber am Schreibtisch im Vernehmungszimmer. Nervös rutschte Peter auf seinem Stuhl hin und her, er hatte das Gefühl als wenn die Blicke des Leutnants ihn durchbohren würden. Er wusste, dass der Leutnant von ihm erwartete, dass er endlich eine Aussage machen und Stellung zu der versuchten Flucht der vergangenen Woche beziehen würde. Peter hatte Angst, ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er dachte an seine Frau und fragte sich, wo sie wohl gerade saß, ob sie auch vernommen wurde.
Der Leutnant räusperte sich und schaute ihn erwartungsvoll an. „Herr Sacher, wären Sie denn nun bitte so freundlich und würden mit mir sprechen. Wir wissen doch beide, weshalb Sie hier in meinem Büro sitzen. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass es ihnen hilft, wenn Sie schweigen!“ Peter blickte nervös zu Boden. Das flaue Gefühl in der Magengegend wurde zunehmend stärker. Er wischte mit den schweißnassen Händen über seine Hose, dann begann er nervös mit den Fingern auf den Tisch zu klopfen. Eine ganze Weile starrte der Leutnant Peter Sacher durchbohrend an. Immer wieder ermahnte er ihn endlich eine Aussage zu machen. Peter konnte nicht. Mit den Worten „Glauben Sie nicht, dass Sie mit dieser Tour durchkommen“, wurde Peter vom Leutnant verabschiedet. Ein Aufseher betrat das Vernehmungszimmer und führte ihn zurück in seine Zelle. Gefaengnis

Peter legte sich aufs Bett und starrte an die Decke. Tränen liefen Peter das Gesicht hinunter. Er vermisste seine Frau und seine Tochter. Die ganze Nacht lag er auf dem harten Bett seiner Zelle und grübelte darüber nach, Zellewie es weitergehen sollte. Er wusste, dass sie ihn am nächsten Tag wieder zur Vernehmung holen würden. Wenn er doch bloß mit seiner Frau sprechen könnte, dann wüsste er wenigsten was sie dachte, wie sie fühlte, ob sie weiterhin dafür kämpfen wollte in die BRD zu gelangen oder ob sie Angst bekommen hatte und bereits einen Rückzieher gemacht hatte.

Am nächsten Tag gegen Mittag wurde Peter erneut in das Vernehmungszimmer des Leutnants geführt. Er hatte die ganze Nacht über kein Auge zugemacht, nur gegrübelt. Er war müde, fühlte sich unendlich erschöpft. Die letzten Tage hatten stark an seinen Nerven gezehrt. „So schnell sieht man sich wieder“, sprach der Leutnant als Peter den Raum betrat und grinste ihn überlegen und siegessicher an. „Setzen Sie sich Herr Sacher. Ich hoffe Sie haben über ihr gestriges Verhalten nachgedacht und sind jetzt bereit auszusagen.“ Dann fügte er mit einem gemeinen Lächeln hinzu: „Sie wollen doch auch ihre Tochter wieder sehen, nicht wahr? Es ist alles ganz einfach, entweder Sie sind jetzt sofort bereit auszusagen oder sie werden ihre kleine Tochter lange, vielleicht nie mehr zu sehen bekommen!“ Peters Herz klopfte zunehmend schneller. Der Leutnant hatte ihn an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Seine Tochter war ihm unendlich wichtig. Letzten Endes hatte er auch für sie in die BRD gewollt, um ihr eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Peter hatte in all den letzten Tagen darüber nachgegrübelt, wohin man seine Tochter nach der Inhaftierung von ihm und seiner Frau wohl gebracht hatte. Vermutlich war sie nun in einem Kinderheim untergebracht. Allein der Gedanke daran stimmte ihn traurig und er machte sich innerlich schwere Vorwürfe, dass er und seine Frau die Kleine in eine solch schreckliche Lage gebracht hatten. Dabei hätte doch alles so schön werden können, ein völliger Neuanfang. „Herr Sacher!“, riss der Leutnant Peter aus seinen Gedanken. „Ja, ich werde aussagen.“ „Gut, dann frage ich sie nun noch ein Mal, weshalb haben sie versucht die DDR illegal und auf eigene Faust zu verlassen? Welche Beweggründe hatten Sie?“ Peter atmete noch einmal tief durch. Dann sprach er: „Es tut mir aufrichtig leid, ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist. Ich bin immer gerne in der DDR zu Hause gewesen. Zwar gab es gewisse Dinge, die mir nicht gefallen habe, aber nichtsdestotrotz habe ich meine Heimat immer gemocht.“ Kaum hatte er seine Worte vollendet, wusste er nicht einmal mehr selbst, warum er das eben gesagt hatte. Der Gedanke daran seine Tochter zu verlieren, hatte ihn einfach dahin getrieben dem Leutnant genau das zu sagen, was dieser hören wollte. „Nun gut“, sprach der Leutnant, „wieso aber wollten sie unser Land verlassen, wenn sie es doch so gemocht haben? Sie müssen doch ihre Gründe gehabt haben?“ „Ich, ich weiß nicht, wir haben Verwandte im Westen, hatten irgendwie auf einmal das Gefühl zu ihnen zu müssen“, stotterte Peter. „Bereuen Sie, was sie getan haben?“ Peter dachte kurz nach. Er wusste, dass es jetzt keinen anderen Ausweg mehr gab als Reue zu zeigen und so sprach er klar und deutlich: „Ja, es tut mir wirklich aufrichtig leid!“
Triumphierend blickte der Leutnant Peter an, dann ließ er ihn zurück in seine Zelle bringen. Kaum hatte Peter seine Zelle betreten, liefen ihm die ersten Tränen über sein Gesicht. Er ärgerte sich ungeheuerlich, dass man ihn so schnell weich gekocht hatte. Aber der Leutnant hatte solch eine seltsame Wirkung auf ihn, hatte ihn unter Druck gesetzt, so dass er seiner Meinung nicht mehr standhalten konnte und er war sich ja in dem Moment auch irgendwie selbst gar nicht mehr so sicher gewesen, ob die Flucht das Richtige gewesen war.

Es dauerte fast eine ganze Woche, bis Peter wieder in den Vernehmungstrakt geholt wurde. Wieder saß ihm der Leutnant gegenüber, doch dieses Mal wirkte er viel freundlicher. „Wir haben jetzt sowohl sie als auch ihre Frau verhört. Diese hat auch nach einigen Irrungen und Wirrungen zugegeben, dass ihr alles Leid tue und sie zutiefst bereue, unseren Staat verlassen zu wollen. Wir sind froh darüber, dass sie beide erkannt haben, dass sie falsch gehandelt haben. Besser spät, als nie. Sie sind jetzt sicher, dass sie wieder in ihr altes Leben in unserem Staat eingegliedert werden möchten, das sehe ich doch richtig, oder?“ Peter nickte dem Leutnant zu. „Ja, ich möchte möglichst schnell zurück zu meinem Kind und meiner Frau.“ Der Leutnant grinste ihn erneut überlegen an. „Nun mal mit der Ruhe. Die Gerichtsverhandlung findet bald statt. Machen sie sich keine Sorgen um ihre Frau, die ist bei uns in guten Händen und ihrer Tochter geht es auch gut. In den Kinderheimen unseres Landes wird niemandem etwas zu Leide getan wird.“ „Steht schon ein genauer Termin für die Gerichtsverhandlung fest?“, wollte Peter wissen. „Sobald ich ihn kenne, werde ich ihn ihnen unverzüglich mitteilen. Sie müssen sich keine Sorgen machen, man wird ihnen zugute halten, dass sie so schnell erkannt haben, dass sie einen schweren Fehler begangen haben.“

Die Zeit bis zur Gerichtsverhandlung erschien Peter wie eine Ewigkeit. Tag für Tag verbrachte er in seiner kleinen Zelle. Die einzige Abwechslung bestand darin, dass er sich mal sitzend am Tisch, mal liegend auf dem Bett aufhielt. Peter dachte in den Wochen bis zur Gerichtsverhandlung viel darüber nach, wie es weitergehen sollte, wenn sie wieder draußen aus dem Gefängnis waren. Er hatte Angst davor, dass seine Frau Anna ihm vielleicht FragezeichenVorwürfe machen könnte, dass er so schnell klein beigegeben und Reue gezeigt hatte. Überhaupt hatte er keine Ahnung wie die Zukunft aussehen sollte. Sie hatten beide keine Arbeit mehr, wovon sollten sie denn leben. Wie sollten sie denn nun auf einmal mit den sozialistischen Erziehungsmethoden klar kommen, unter denen auch ihre Tochter in der Schule zu leiden hatte.
Im Gerichtssaal trafen Peter und seine Frau Anna zum ersten Mal nach Wochen wieder aufeinander. Nach einem über zweistündigen Prozess wurden sie schließlich freigesprochen. Glücklich umarmte sich das Ehepaar. Beide waren für einen kurzen Moment so unendlich glücklich wieder beisammen zu sein.
Als sie dann kurze Zeit später auch bereits ihre Tochter in die Arme schließen duften, schien ihr Glück zunächst perfekt.

Dann ging es wieder zurück in das alte Leben. Anna bekam einen anderen Arbeitsplatz in ihrer Firma angeboten. Zunächst freuten sich beide, dachten, dass es vielleicht doch nicht das Schlechteste gewesen war, in der DDR zu bleiben.
Doch schnell kristallisierte sich heraus, dass Anna mit ihrer Arbeit nicht glücklich war. Immer wieder musste sie sich im Betrieb anhören, dass sie in die Partei eintreten sollte und dass man ihr sonst nur schwer vertrauen könnte. Anna weigerte sich hartnäckig. Tapfer ging sie jeden Tag an ihren Arbeitsplatz, aber Peter sah seiner Frau an, dass es ihr von Stunde zu Stunde schlechter ging. Zu Hause war sie unausgeglichen und genervt. Immer wieder ließ seine Frau ihre schlechte Laune an ihm oder der gemeinsamen Tochter aus. Zusehends machte sie ihm Vorwürfe, dass er in den Verhören zu schnell klein bei gegeben hätte und ihr folglich keine andere Wahl mehr geblieben war, als auch Reue zu zeigen. Anna sehnte sich nach ihren Eltern und der Schwester im Westen.

Peter konnte die Frustration seiner Frau zwar nachvollziehen, dennoch hoffte er von Tag zu Tag, dass sie sich aussprechen könnten und dass sie einsehen würde, dass sie nicht ihm allein die Schuld für die misslungene Flucht geben konnte. Anna und Peter distanzierten sich aber zunehmend weiter voneinander. Abends, wenn sie mit Tochter im Wohnzimmer saßen, schwiegen sie einander an. Wenn gesprochen wurde, machte man sich gegenseitig Vorwürfe. Immer wieder versuchte Peter einzulenken. Er wollte doch wenigstens der Tochter zu liebe alles dafür tun, dass sie wieder eine harmonische Familie wurden……

Eines Tages kam Anna früher als sonst von der Arbeit. Peter sah ihr sofort an, dass dieses Mal etwas anders war, als sonst. „Ist etwas passiert, warum bist du schon jetzt hier?“, wollte er von seiner Frau wissen, als diese in die Küche trat. Anna setzte sich an den Tisch und schaute ihren Mann nachdenklich an. Zögernd begann sie zu sprechen: „Ich, ich muss dir etwas sagen. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich hatte heute meinen letzten Arbeitstag. Ich werde nicht mehr dahin zurückkehren. Ich kann so nicht mehr leben, es geht einfach nicht mehr. Ein Tag ist schlimmer als der andere.“ Dann wiederholte sie einen ihrer Sätze noch einmal: „Ich habe eine Entscheidung getroffen!“ Auf einmal wusste Peter ganz genau, was seine Frau meinte. Dafür kannten sie einander lange genug. Er zuckte innerlich zusammen und klopfte unruhig auf den Tisch. Anna stand auf, umarmte ihn ein letztes Mal. Dann ging sie hinüber ins Schlafzimmer, packte einen kleinen Rucksack zusammen. Peter beobachtete seine Frau durch die geöffnete RucksackKüchentür ganz genau. Aus ihrem Nachtisch nahm sie ein kleines Fotoalbum und legte es in den Rucksack. Dann ging sie hinüber ins Kinderzimmer und schaute eine ganze Weile der Tochter lächelnd beim Spielen zu. Irgendwann ging sie zu ihr, umarmte das kleine unwissende Mädchen und hauchte ihr ein „Ich hab dich ganz doll lieb!“, ins Ohr. Dann ließ sie ihre Tochter los, ging zurück in den Flur und öffnete die Haustür. „Anna, bitte, Anna!“, rief er immer wieder. Sie atmete ein letztes Mal kräftig durch, warf ihrem Mann einen letzen entschuldigenden Blick zu, dann machte sie einen Schritt über die Türschwelle und war aus Peters Blickfeld verschwunden. Er rannte ihr nach, schüttelte sie, flüsterte ihr immer wieder eindringlich zu: „Tu es nicht, bitte.“ Doch Anna riss sich los und rannte die Treppenstufen des Mehrfamilienhauses hinunter.

Tränen liefen Peter übers Gesicht. Er konnte seine Frau nicht verstehen. Ihm war unbegreiflich, dass sie ein weiteres Mal versuchen wollte zu fliehen. Er wollte sich gar nicht ausmahlen, was passieren würde, wenn man sie wieder fassen würde. „Ich hätte sie nicht aufhalten können, sie war fest entschlossen zu gehen, auch ohne die Kleine“, dachte er. Fassungslos und schockiert stand Peter auf, ging hinüber ins Kinderzimmer zu seiner Tochter. Er wischte sich die Tränen aus den Augen und lächelte ihr zu. Er musste jetzt stark sein und in die Zukunft blicken. Das war er seiner Tochter schuldig.

Donnerstag, 26. Januar 2006

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Passend zu den kühlen Temperaturen der vergangenen Tage heute mal wieder ein Gedicht:

Kälte

Der Wecker piept und man schlägt die Augen auf,
ärgert sich, dass man aus seinem warmen Bette muss hinaus.
Man spürt sofort, dass es draußen muss sein sehr kühl,
viel lieber hätte man es warm und schwül.


Der Blick aufs Thermometer zeigt es dann an: minus 10 Grad ist der Stand.
Ungläubig starrt man auf das Thermometer an der Wand.
Im Haus werden erstmal gedreht die Heizungen auf,
dann brüht man sich einen heißen Kaffee auf.


Kurze Zeit später öffnet man die Tür vom Haus,
"das kann doch nicht wahr sein", denkt man, "da soll ich raus".
Die eiskalte Luft schlägt einem entgegen,
zudem ist da noch ein leichter kalter Schneeregen.


Viele Menschen empfinden das Herausgehen als Qual,
aber was haben sie schon für eine Wahl.
Die Arbeit ruft und es bleibt nicht mehr viel Zeit,
sie müssen hinaus in die Kälte, der Weg ist weit.


Genervt sind die Menschen wegen der zugefrorenen Scheiben ihrer Wagen,
sie denken zurück daran, wie sie eben noch gemütlich in ihren Betten lagen.
Sie fluchen darüber, dass das Auto über Nacht nicht in der Garage stand,
suchen in Windeseile nach einem Eiskratzer und nehmen ihn in die Hand.


So schnell wie möglich wird die Scheibe vom Eis befreit,
endlich ist man für die Autofahrt bereit.
Mit beinahe abgefrorenen Fingern setzt man sich ans Steuer,
dreht die Heizung ganz hoch und friert in den ersten Minuten dennoch ungeheuer.


Andere Menschen treten den Weg zur Arbeit ohne Auto an,
sie fragen sich, ob sie bei der Kälte den Bus nehmen sollen oder ob man auch zu Fuß gehen kann.
Auf den Straßen sieht man viele warm gekleidete Leute.
So viele Mützen, Schals und Handschuhe sieht man heute.


Nach Schulschluss, Feierabend und am Wochenende sitzen viele Menschen lieber drinnen im Haus,
sie freuen sich, dass sie nicht mehr müssen in die Kälte hinaus.
Sie sitzen gemütlich am warmen Kamin, trinken genüßlich einen heißen Tee,
während andere sich aber so sehr freuen über den endlich zugefrorenen See.


Sie sind glücklich, dass man endlich wieder Schlittschuhlaufen gehen kann,
sie ziehen sich warm an und genießen in vollen Zügen den Tage dann.
Es wird Eishockey gespielt und Piroetten werden gedreht,
während die bitterkalte Luft einem um die Nase weht.

Mittwoch, 18. Januar 2006

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Zerplatzte Träume

Zusammengekauert saß sie am kräftig lodernden Kamin und blätterte im Fotoalbum, das auf ihren Knien lag. Nach und nach riss sie jedes Foto aus Kamindem Album, zerriss es in Hunderte von Einzelteile, warf die Fotofetzen ins Feuer und schaute zu, wie die Einzelteile in Windeseile verglühten. Einige der Fotos betrachte sie eine fotobuchganze Weile, bevor sie sie zerriss. Sie dachte zurück an alles, was damals gewesen war, an all die schönen Momente, die so schnell, so plötzlich und unerwartet vorübergegangen waren. Sie war ganz in ihre Gedanken vertieft, nahm das wiederholte Klingeln an der Tür nun schon beinahe gar nicht mehr wahr. Sie wollte ungestört und alleine sein. Das hatte sie ihren Eltern und Freunden auch gesagt. Sie erinnerte sich an ein Gedicht von Andreas Gryphius, dass sie vor einiger Zeit in einem Gedichtsband gelesen hatte, den sie im Wohnzimmer der Eltern hatte stehen sehen. „Was jetztund prächtig blüht, soll bald zertreten werden, was jetzt so pocht und trotzt , ist morgen Asch und Bein. Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein. Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.“
Plötzlich empfand sie das Gedicht so passend zu ihrer Situation, zu ihrem Schicksal. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie wollte nicht wieder weinen, das hatte sie schon den ganzen Nachmittag getan. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Sie wollte stark sein, sich durchkämpfen, die Situation mit Fassung tragen. Sie stand auf und ging hinüber in die Küche. Sie wollte sich ein Glas Wasser holen. Sie nahm die Flasche aus dem Kühlschrank, dann öffnete sie den Schrank mit den Gläsern und nahm sich ein Wasserglas heraus. Ihr Blick richtete sich sofort auf die zahlreichen Weingläser, die auf dem oberen Bord im Schrank standen. Sie starrte die Gläser hasserfüllt an, die Aggression in ihr steigerte sich immer weiter und obwohl sie sich vorgenommen hatte, die Situation mit Fassung zu tragen, konnte sie nicht anders, als ein Glas nach dem anderen auf die Steinfließen fallen zu lassen. Die Gläser zersprangen in viele einzelne Scherben. In dem Moment, als das letzte Glas zu Boden fiel, vernahm sie die Stimme ihrer Schwester: „Laura, nun mach doch bitte die Tür auf! Was machst du denn da drin? Ist dir was passiert?“ Laura antworte nicht.
Sie nahm die Wasserflasche, ging zurück ins Wohnzimmer, setzte sich vor den Kamin, zerriss einige weitere Bilder und ließ sie in die Flammen fallen. Plötzlich vernahm sie ein Klopfen am Wohnzimmerfenster. Sie drehte sich um und blickte in die Augen ihrer Mutter und Schwester. „Ich will jetzt niemanden sehen! Könnt ihr mich nicht endlich in Ruhe lassen“, schrie sie, sprang wutentbrannt auf, lief zum Fenster und ließ in Windeseile die Außenjalousie hinunter. Dann ließ sie sich wieder vor den Kamin fallen. Sie wusste selbst nicht, was in sie gefahren war, was sie gerade tat. Sie stand vollkommen neben sich, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie wollte ihre Familie und Freunde nicht verletzen, sie wusste, dass sie ihr nur helfen, ihr in dieser schweren Situation beistehen wollten. Aber sie fühlte sich schuldig, machte sich selbst Vorwürfe, dass sie nicht auf all die Mahnungen und Ratschläge gehört hatte, die ihre Eltern und Geschwister ihr in den letzten Wochen und Monaten unterbreitetet hatten. „Denk noch mal gut darüber nach. Du verrennst dich da in was. Du machst einen großen Fehler. Wir wollen doch nur das Beste für dich!“, hatten alle immer wieder gesagt. Laura hatte das alles nicht hören wollen, hatte immer wieder betont, dass sie mit ihren fast 30 ja wohl wissen würde, was gut für sie sei und dass ihre Eltern und jüngeren Geschwister ihr nicht reinreden sollten. Jeder sollte sich doch um sein Leben kümmern. Wie oft hatte sie sich in der letzten Zeit mit den Menschen gestritten, die ihr nah standen, die ihr eigentlich so wichtig waren. Sie fühlte sich schuldig und schämte sich dafür, dass sie sämtliche Ratschläge missachtet hatte, nur weil sie immer „ihn“ verteidigen hatte wollen. Aber sie hatte ihm ja auch vertraut, hatte ihn geliebt, hätte alles für ihn getan.
Sie stand auf und griff nach einem Familienbild, das auf dem Regal stand. Sie betrachtete ihre Mutter, ihren Vater, den jüngeren Bruder und die jüngere Schwester. „Wie recht sie doch alle hatten“, dachte sie, drückte das Bild ganz fest an sich und schluchzte. Sie griff nach dem Pralinenkasten, der auf dem kleinen Tisch neben dem Kamin stand und Pralinensteckte sich eine Praline in den Mund, dann noch eine und eine weitere. Als sie den Kasten nach einiger Zeit zurückstellen wollte, fiel ihr auf, dass sie sich ihren beigen Hosenanzug mit Nussnugatcreme eingeschmiert hatte. Sie starrte auf den Fleck auf der hellen Jacke. „Gut so“, dachte sie, den brauch ich ja eh nicht mehr.“. Sie zog die Jacke aus und warf sie auf den Boden. Sie dachte zurück an die vergangene Woche, als sie mit Mutter und Schwester in der Stadt gewesen war, um sich etwas Passendes zum Anziehen auszusuchen. Es war gar nicht so einfach gewesen. Mindestens 30 unterschiedliche Hosenanzüge und unzählige Kleider hatte sie anprobiert, bevor sie sich schließlich für den einen entschieden hatte. Es sollte eben alles zu Hundertprozent perfekt sein an diesem besonderen einmaligen Tag. Sie dachte an all die Vorbereitungen in den vergangenen Wochen und Monaten und wusste nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Die Situation war so unendlich absurd. Schlimmer hätte es doch alles gar nicht laufen können. Wie viel Mühe sie sich alleine bei der Auswahl des Menüs und der Tischdekoration gegeben hatte. Und dann die Einladungskarten. Sie hatte so lange an der Optik herumgefeilt und ewig überlegt, wer denn alles eingeladen werden müsste. Es sollte ja auch niemand vergessen werden. Sie hatte sich so unendlich viel Mühe bei all den Vorbereitungen gegeben, hatte beinahe alles alleine gemacht. Er hatte wenig Zeit gehabt, „Stress bei der Arbeit“ hatte er immer entschuldigend gesagt und sie alles alleine machen lassen. Sie war so naiv und blöd gewesen und hatte ihm auch noch geglaubt, ihm blind vertraut, in allem, was er gesagt und getan hatte.
Voller Schmerz und Hass dachte sie zurück an den Morgen. Es hatte eigentlich alles ganz schön angefangen. Stundenlang hatte sie sich zurechtgemacht, hatte ewig überlegt, ob sie wirklich das neue Paillettentop anziehen sollte oder doch lieber das schlichte schwarze. Dann hatte sie mit der Hilfe ihrer Schwester eine Ewigkeit lang eine Hochsteckfrisur gemacht, so wie er sie gerne mochte.
Später waren sie alle gemeinsam ins Standesamt gefahren. Seine Eltern, seine Freunde, ihre Familie und ihre Freunde. Ihre beste Freundin war sogar aus Madrid angereist, wo sie seit einiger Zeit mit Mann und Kind lebte. Selbst ihre Eltern hatten am Morgen nichts mehr von all den Streitigkeiten der vergangenen Wochen erwähnt, sie hatten auf dem Hinweg im Auto sogar gesagt, dass sie ihr Glück akzeptieren würden und dass sie sich mit ihr freuten. Alles hätte so schön werden können. Sie war so unendlich glücklich gewesen, als sie da neben ihm vor dem Standesbeamten stand und dann hatte er auf die Frage „Möchten Sie Jan Weber, die hier anwesende Laura Müller heiraten, dann antworten Sie bitte mit ja, ich will“, Herzeinfach „nein“ gesagt. Es hatte eine Weile gedauert, bis die Antwort kam. Sie hatte ihn schon ganz unruhig angesehen, ihn angetickt und dann, dann hatte er einfach gesagt: „Nein, es tut mir leid, ich kann nicht!“ Zuerst dachte sie, sie hätte sich verhört. Aber als sie in seine Augen blickte, wurde ihr klar, dass sie schon ganz richtig verstanden hatte, was er da eben gesagt hatte. Obwohl sie sich nicht zu den Gästen umgedreht hatte, hatte Laura gemerkt, welch Unruhe unter den Anwesenden entstanden war. Der Standesbeamte schaute irritiert und mitleidig in die Runde. Vermutlich hatte er selbst noch nie eine solch absurde Situation erlebt. Sie hatte sich hintergangen und gedemütigt gefühlt. Dann hatte Jan sie zur Seite gezogen: „Es tut mir leid“, sagte er, „ich dachte es wäre richtig dich zu heiraten, aber ich liebe eine andere. Ich kann das einfach nicht. Es tut mir leid!“. Sie hatte ihn ungläubig angeblickt, dann war sie nach draußen ins Freie gerannt, ins Auto gestiegen und so schnell sie konnte nach Hause gefahren, ohne den anderen die Möglichkeit zu geben, sie aufzuhalten………
Laura zerriss das letzte Bild aus dem Album und ließ es in die lodernden ringFlammen fallen. Dann zog sie den Verlobungsring vom Finger und warf ihn hinterher in den Kamin. Sie wollte nun nicht länger alleine sein. Plötzlich verspürte sie das Gefühl mit jemandem reden zu müssen. Sie wusste, dass die Menschen, die ihr wahnsinnig viel bedeuteten und denen sie wichtig war, noch immer vor dem Haus stehen würden, obwohl bereits Stunden vergangen waren. Sie stand auf, ging zur Haustür, öffnete und stürze in die Arme ihrer Mutter, die liebevoll über ihren Rücken streichelten.

Samstag, 14. Januar 2006

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Allein

Voller Freude und Neugier lief der kleine Junge umher und bestaunte die Rialtobrueckegroßen antiken Bauwerke. Er blickte in eine schmale Gasse und entdeckte mehrere Tauben, die er unbedingt füttern wollte.
So schnell seine Beine ihn trugen, lief er in die Gasse hinein, hinüber zu den vielen Vögeln, die am Boden nach Nahrung zu suchen schienen. Er kramte in seinem Rucksack nach einem Brötchen, das er sich heimlich vom Frühstücksbuffet aus dem Hotel mitgenommen hatte. Der Junge zerteilte das Brötchen und warf die Krümel auf den Boden. Begeistert beobachtete er wie die Tauben die Nahrung gierig aufpickten. In der Ferne entdeckte er Taubennoch viele weitere Tauben und weil er seine Nahrung gerecht aufteilen wollte, lief er hinüber zu den anderen Vögeln und begann voller Freude damit, diese zu füttern.
Als das Brötchen vollständig zerkrümelt war, machte der Kleine kehrt und Markusplatzlief zurück zu dem großen Platz, von dem er gekommen war. Er wollte zurück zu seinen Eltern, seine Mutter fragen, ob sie noch Kekse dabei hätte, die er verfüttern könnte. Auf dem riesigen Platz wimmelte es von Menschen. Suchend lief der Junge über den Platz und hielt Ausschau nach seinen Eltern. Er erinnerte sich an ihre mahnenden Worte: „Du musst immer bei uns bleiben. Hier sind so viele Leute und man kann sich ganz schnell verlieren. In Venedig ist es nicht wie zu Hause bei uns im Dorf.“ Der Kleine wurde immer nervöser und nervöser. Er lief schneller und schneller, schaute von links nach rechts und betrachtete sämtliche umherlaufende Erwachsene. Seine Eltern konnte er nirgends entdecken. Tränen liefen dem Jungen über die Wangen. „Das Beste wird wohl sein, wenn ich zurück zu unserem Hotel gehe“, dachte er und überlegte krampfhaft, woher sie auf dem Hinweg gekommen waren.
Er entschied sich dafür nach links in eine Gasse einzubiegen. So schnell er konnte, rannte er die Gassen hinunter bis sie sich gabelten, bog mal rechts ab und mal links. Schweißperlen standen dem Jungen auf der Stirn und ihn plagte ein schreckliches Durstgefühl. Die sommerliche Hitze wurde immer Gasseunerträglicher. Die Gassen wurden enger und enger und je weiter der Junge lief, desto weniger Menschen kamen ihm entgegen. Der kleine Junge hatte das Gefühl, dass die engen Gassen mit den hohen pompösen Gebäuden ihn beinahe erdrücken würden. Wo er nur hinblickte, alles sah für ihn gleich aus. Alles war ihm unbekannt. Zunehmend hatte der Kleine das Empfinden er sei in einem großen Labyrinth, aus dem es keinen Ausweg gab. Auf einmal begann der venedig1Junge die Stadt zu hassen, die er in den ersten Tagen des Sommerurlaubs doch so geliebt und geschätzt hatte.
Stundenlang irrte der Junge umher, jemanden danach zu fragen, wo er war und wie er zurück zu seinem Hotel kam, traute er sich nicht. Langsam wurde es etwas dämmrig und der Hunger und Durst des Jungen verstärkten sich zunehmend. Er dachte zurück an sein Brötchen, das er vor einigen Stunden an die Tauben verfüttert hatte. Hastig kramte der Kleine in seinem Rucksack herum und fand in der vorderen, kleinen Reißverschlusstasche einen Vitaminbonbon. Schnell wickelte er ihn aus der Folie, steckte ihn in den Mund und genoss den fruchtig frischen Geschmack, den der Bonbon auf seiner Zunge verbreitete. Dann lief er voller Panik weiter. Auf einmal stolperte er über seine eigenen Füße und stürzte zu Boden. Tränenüberströmt brach er zusammen. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, sein Puls raste, er schwitzte unendlich und gleichzeitig begann er vor Angst zu frieren und zu zittern wie im tiefsten Winter. Zusammengekauert wie ein kleiner Igel lag er am Boden und schluchzte. Hier lag er eine ganze Weile und rührte sich nicht.
Plötzlich spürte er eine warme, weiche Hand auf seiner Schulter. Ängstlich zuckte er zusammen, doch schon gleichzeitig vernahm er die melodische, liebevolle Stimme der Mutter. Schnell hob er den Kopf, blickte seine Mutter an und stürzte glücklich in ihre Arme, die ihn ganz fest drückten…….

hotelzimmerIm gleichen Moment öffnete Tim seine Augen und blickte verschlafen durch das Hotelzimmer. Er setzte sich hin und atmete auf: „Alles nur ein Traum, ein Urlaubstraum in Venedig mit Happyend“, dachte er und freute sich darauf am nächsten Tag weiter die Stadt mit den Eltern zu erkunden. Ein Lächeln auf den Lippen schlief er zufrieden wieder ein.

Dienstag, 3. Januar 2006

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Mit Silvester und Neujahr habe ich mich in Form von 11 „Elfchen“ beschäftigt:

1)Menschen
Überfüllte Supermärkte
Alle treffen Vorbereitungen
Erledigen Einkäufe für abends
Silvester



2) Raketen
Andere Knallkörper
Tischfeuerwerk und Papierschlangen Raketen
Viele Sektflaschen werden verstaut
Einkäufe


3) Abends
Dekorierte Wohnzimmer
Gemütlich zusammensitzende Menschen Luftschlangen
Warten auf den Moment
Jahreswechsel


4) Gesang
Erklingt draußen
Kinder sind verkleidet
Wünschen einen guten Rutsch
Rummelpott


5) Kinder
Vollkommen aufgeregt
Erwarten das Feuerwerk
Können kaum noch abwarten Sektkorken
Vorfreude


6) Plötzlich
Fünf Vier
Drei Zwei Eins
Ein frohes neues Jahr.
Mitternacht.

Sektglaeser

7) Freude
Sektkorken knallen
Gläser heben sich
Menschen stoßen miteinander an
Neujahr



8) Lichter 400 px
<br />
300 px
Bunte Farben
Rot grün gelb
Leuchten hell am Himmel
Feuerwerk



9) Ungewissheit
Erste Fragen
Was wird sein
Was bringt das Jahr Fragezeichenmaennchen
Zukunftsfragen


10) Trotzdem
Gute Laune
Optimismus im Herzen
Verdrängen aller negativen Gedanken
Gelassenheit


11) 2006
Gute Vorsätze
Es geht los
Wir haben viele Ziele
Aufbruchstimmung

Mittwoch, 28. Dezember 2005

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Passend zum winterlichen Wetter einige Schneeimpressionen:

eihnachtsbilder-2002-03-Projektwoche-009

Das Thermometer bewegt sich um den Gefrierpunkt. Viele weiße Schneeflocken fallen vom Himmel, mal große und mal kleine, wehen durch die Luft und bedecken schließlich zunehmend das Land mit einer weißen Schneedecke. Alles wird weißer und weißer, die Schneeschicht wird dicker und dicker. Egal, wo man hinblickt, alles ist weiß. Autosauto, Hausdächer, Bäume, Sträucher, Rasen und Straßen sind schneebedeckt. Im Radio hört man von schlechten Straßenverhältnissen, die ersten Verkehrsunfälle werden gemeldet und es wird zunehmend darauf hingewiesen langsam und vorsichtig zu fahren. Vor Schneeschieberden Häusern sieht man Menschen in warmen Mänteln und Jacken. Verärgert räumen sie den Schnee von Gehwegen und Auffahrten, kratzen den Schnee von der Windschutzscheibe ihrer Autos und fluchen über die schlechten Straßenbedingen und all die Nachbarn und Leute, die den Gehweg doch viel schlechter geräumt haben, als sie selbst. Sie ärgern sich darüber, dass die geplante Autotour viel mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, als bei herkömmlichen Wetterbedingungen und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass der Schnee endlich wieder sein Ende findet, obwohl er doch gerade erst gekommen ist.

Andere Menschen sind viel entspannter, lassen das Auto auf dem Hof stehen und genießen das Wetter. Sie machen Winterspaziergänge, gehen durch Straßen und Wälder und freuen sich über die winterliche Zeit. Sie genießen die winterlich-weihnachtliche Stimmung. Die schneebedeckten Gärten und gleichzeitig das warme Licht der Weihnachtsbeleuchtung in den meisten Häusern erzeugen eine harmonische, wundervolle, wohlige Atmosphäre, an der sich viele Menschen erfreuen.

KaminWieder andere Menschen sitzen drinnen im warmen Wohnzimmer, vor einem lodernenden Kamin, trinken Tee und essen die letzten PlätzchenPlaetzchen, die aus der Vorweihnachtszeit übrig geblieben sind. Sie lesen Bücher, spielen Gesellschaftsspiele, erzählen sich Geschichten, blicken hinaus in die Kälte und genießen den Anblick der verschneiten Umgebung, freuen sich, dass sie drinnen im Warmen sitzen. Sie streuen Vogelfutter in die Vogelhäuschen im Garten, beobachten wie Vögel umher fliegen und nach Nahrung suchen. Die Menschen freuen sich, dass die Vögel in ihrem Vogelhaus fündig werden und sich satt essen können.vogelhaus

Die Kinder sind glücklich, dass es in diesem Jahr doch noch mal richtigen Schnee gegeben hat. Lächelnd und voller Freude spielen sie in den schneebedeckten Gärten. Sie bauen Schneemänner, Iglus und machen SchneemannSchneeballschlachten. Schneemänner werden voller Mühe verziert, bekommen Augen aus Knöpfen, Karotten als Nasen, Hut, Mütze, und alles, was sich sonst noch so finden lässt. Die Iglus werden voller Liebe eingerichtet. Stolz präsentieren die Kinder ihren Eltern ihre kleinen Bauwerke. Sie sind voller Hoffnung, dass der Schnee noch lange anhält und ihre mühevoll errichteten Bauwerke nicht allzu schnell der Wärme zum Opfer fallen werden. Einige Kinder machen sich teils mit, teils ohne die Eltern, auf schlittenden Weg zu Rodelbergen in der Umgebung. Die Kufen der Schlitten werden geschärft und die Kinder sind überglücklich ihre Schlitten doch noch einmal zum Einsatz bringen zu können. Auf den Rodelbergen lässt sich ein eifriges Treiben beobachten. Spaziergänger bleiben stehen und schauen zu, wie die Kinder die Berge hinab rodeln und kleine Schlittenrennen veranstalten.
Kinder und Erwachsene fragen sich, ob das Eis der nahe gelegenen Seen wohl bald halten wird. Die Schlittschuhe werden schon aus dem Keller geholt und man hofft bald Pirouetten auf dem Eis drehen zu können.

Winter...- untrennbar mit der Assoziation „Schnee“ verbunden. Freude über die Pracht der Natur, Ärger über die misslichen Straßenverhältnisse – zwei Emotionen, die so nah beieinander liegen.

Freitag, 23. Dezember 2005

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Kindersorgen

Es war ein grauer kühler Nachmittag Ende November. Das Mädchen stand am Fenster und blickte hinaus auf den großen grauen Asphalthof. Es sah einige Kinder, die über den Hof liefen. Eine Betreuerin gab genaue Anweisungen, was die Kinder zu erledigen hatten. Die Jungen sammelten Blätter und Müll vom Hof, die Mädchen putzten den Fahrradunterstand. Hin und wieder hörte das Mädchen laute aggressive Schreie. Obwohl es die Worte nicht genau verstehen konnte, wusste es, dass der Betreuerin wieder einmal etwas nicht passte und sie ihre Macht ausspielte, um die Kinder zu schikanieren. Das Mädchen setzte sich auf sein Bett. Seine Zimmerpartnerin war gerade in der Küche, musste Küchendienst ableisten - eine Strafarbeit fürs Toben auf dem Flur. Das Mädchen griff nach einem Fotoalbum im Regal fotobuch und begann darin zu blättern. Traurig und zugleich verträumt blickte es eine ganze Weile auf jedes einzelne Bild. Das erste Foto war ein Bild, das kurz nach seiner Geburt enstanden war. Die Mutter hielt es auf dem Arm und der Vater stand glücklich lächelnd neben der Mutter und legte den Arm um sie. Das alles war nun 10 Jahre und 4 Monate her. Damals waren sie eine so glückliche Familie gewesen. Das Mädchen blätterte einige Seiten weiter, beim Anblick einiger Bilder verweilte es kurz. Etwa in der Mitte des Fotoalbums blieb es bei einem Foto stehen und blickte wie in Trance auf das Bild, das im Sommerurlaub in DaenemarkDänemark entstanden war. Das Mädchen erinnerte sich beim Anblick des Fotos ganz genau, was damals alles geschehen war. 14 Tage hatten sie Urlaub in einem Ferienhaus in Dänemark gemacht. Jeden Tag waren Mutter, Vater und Kind am Strand gewesen, hatten sich im Meer auf der Luftmatratze treiben lassen, im Sand viele Burgen gebaut und Strandspiele gespielt. Abends hatte die Mutter immer gekocht und danach hatten sie noch eine ganze Weile Gesellschaftsspiele gespielt. Alles in diesem Urlaub war einfach perfekt gewesen, unbeschreiblich schön. Das Mädchen starrte noch eine ganze Weile auf das Bild, dann schloss es das Fotoalbum vorsichtig und legte es auf das Kissen. Es griff nach einem Stoffbären, ein Geschenk von den Eltern zum 8. Geburtstag, und drückte ihn ganz fest an sich.Teddd Das Mädchen wollte sich ablenken, an etwas anderes denken. Es nahm ein Buch zur Hand und begann zu lesen. Schnell merkte die Kleine aber, dass sie sich nicht richtig konzentrieren konnte. Sie schloss das Buch wieder und nahm erneut das Fotoalbum in die Hand. Zielstrebig öffnete sie die letzte Seite und schaute auf zwei Weihnachtsbilder - Weihnachten vor 2 Jahren, das letzte Weihnachten mit den Eltern, danach war alles anders gewesen. Tränen standen im Gesicht des Mädchens. Es versuchte sich an alles Schöne zu erinnern, dachte an den prächtig geschmückten Tannenbaum, das bunte TannenbaumLebkuchenhaus, das es gemeinsam mit der Mutter gebacken hatte, die vielen leckeren Plätzchen und Süßigkeiten auf dem bunten Teller, das gemeinsame Singen am Heiligen Abend und die vielen schönen Geschenke...... Das Mädchen wischte sich mit den Jackenärmeln die Tränen aus dem Gesicht. Zärtlich streichelte es über die Bilder im Album. Bei dem Gedanken daran, dass es dieses Jahr wieder Weihnachten im Kinderheim feiern musste, fühlte das Mädchen sich noch schlechter. Im letzten Jahr war es so grausam gewesen. Erst musste den ganzen Tag geputzt und aufgeräumt werden, dann gingen alle zusammen in die Kirche, später gab es ein gemeinsames Essen, das dem Mädchen nicht geschmeckt hatte, und anschließend musste stundenlang zusammen gesungen werden. Sie alle hatten dabei ihre Stühle unter den Tisch schieben, sich hinter die Stühle stellen müssen und immer wieder die gleichen Weihnachtslieder singen müssen. "So lange, bis es sich vernünftig anhört", "Nicht lachen", "Nach vorne gucken", "Geredet wird später", hatte die Betreuerin immer wieder mit einem strengen Unterton in den Raum gerufen. Ängstlich und eingeschüchtert hatte das Mädchen den ganzen Abend gemacht, was man von ihm erwartete, zu gerne wäre es am Heiligen Abend an das Grab der Eltern gegangen, aber trotz mehrmaligem Fragen hatte man es ihm strengstens untersagt. Immer wieder hatte es geheißen, dass sie sich alle gemeinsam einen schönen Abend im Heim machen würden, dass es auf Grund des Mangels an Personal nicht möglich wäre, jeden woanders hin zu chauffieren. Kurz vor 22 Uhr hatten dann alle Kinder ein kleines Päckchen bekommen, anschließend mussten alle zurück in die Zimmer, das Licht wurde gelöscht und Nachtruhe wurde angeordnet. Das Mädchen erinnerte sich fotobuchtraurig daran, wie es die ganze Nacht bitterlich geweint hatte. Keine Auge hatte es zugemacht, nur an die Eltern gedacht und sich gewünscht damals doch mit in dem Auto gesessen zu haben, das kurz nach dem letzten gemeinsamen Heiligen Abend in den Tod fuhr. Tränenüberströmt stellte das Mädchen das Fotoalbum zurück in das Zimmerregal und fiel dann in einen unruhigen Schlaf.

Es war zwei Tage später, als sich die Zimmertür öffnete und die Heimleiterin eintrat. Das Mädchen wurde aufgefordert mit ins Büro im Erdgeschoss zu kommen. Ängstlich lief es hinunter, überlegte, was es Schlimmes getan hatte, ob es für etwas bestraft werden würde. Dann saß das Mädchen am Schreibtisch der Heimleiterin. Frau und Kind blickten sich lange in die Augen. "Dir gefällt es nicht bei uns, nicht wahr?", sprach die Frau und fügte hinzu: "Sicherlich ist es nicht immer schön hier, aber wir haben einfach nicht genügend Zeit und Geld, um alles so schön zu gestalten, wie du es von zu Hause kennst." Traurig nickte das Mädchen. "Wir haben eine Familie für dich gefunden. Sie möchte dich adoptieren", erklärte die Heimleiterin schließlich. Das Mädchen war fassungslos, konnte gar nicht so schnell begreifen, was es da eben gehört hatte.
Zufrieden, aber auch zugleich geplagt von der Angst vor der neuen Situation, dem neuen Lebensabschnitt, kehrte das Mädchen zurück in sein Zimmer und begann seine Sachen zu packen.

Zwei Wochen waren vergangen, seit zwei Wochen lebte das Mädchen bei seiner neuen Familie. Die Ersatzeltern gefielen ihm sehr gut und endlich hatte es eine große Schwester, die mit ihm spielte und sich um es kümmerte. Die Familie interessierte sich für die Sorgen, Ängste und Probleme des Mädchens. Stundenlang hörten sie ihm zu, schauten sich gemeinsam mit ihm die Fotos der Eltern an und gaben dem Mädchen Kraft nach vorne zu blicken. Die neue Schwester konnte das Mädchen gut Geschenkverstehen, hatte Ähnliches durchgemacht, bevor sie vor einigen Jahren zu der Familie gekommen war. Das Mädchen sah endlich wieder einen Sinnn in seinem Leben, konnte und wollte nach vorne blicken. Obwohl der Gedanke an Weihnachten es traurig stimmte, empfand es dennoch einen Hauch von Freude bei dem Gedanken daran, das Weihnachtsfest mit der neuen Familie gemeinsam feiern zu dürfen.

Mittwoch, 14. Dezember 2005

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Abschied

Sie lag auf dem Balkon ihres Hotelzimmers, genoss die warmen Sonnenstrahlen und blickte auf die hohen Berge, die weit oben, trotz des heißen Sommers, teilweise noch mit Schnee bedeckt waren.gebirge
Plötzlich vernahm sie ein Klopfen an der Zimmertür. Sie stand auf und öffnete. Vor ihr stand er und lächelte sie an. Sie freute sich wahnsinnig ihn zu sehen. Er fragte sie, ob sie gemeinsam etwas unternehmen wollten. Überglücklich den Tag mit ihm verbringen zu können, stimmte sie sofort zu. Nur wenig später standen die beiden an der Talstation einer Bergbahn. Er löste die Tickets, dann mussten sie eine ganze Weile warten, bis es hinauf in die Höhe ging. Unzählige Menschen drängelten sich um den Einstieg herum, doch trotz der Menschenmassen fühlte sie sich, als wären er und sie ganz alleine auf dieser Welt. Dann endlich waren sie angekommen. Sie blickten vom Berg hinunter ins Tal. Sie dachte daran, wie schnell sich alles veränderte. Gerade eben noch hatte sie sie aus dem Tal auf den Berg hinauf geschaut, nun hatte sie bereits die umgekehrte Perspektive eingenommen. Sie suchten sich ein ruhiges Plätzchen, bestellten sich eine Apfelschorle und lauschten dem Plätschern des Bächleins und dem leisen Klingeln der Kuhglocken, das aus der Ferne zu vernehmen war. Sie war in der Vergangenheit bereits so häufig auf diesem oder anderen Bergen gewesen, aber dieses Mal war es ganz anders - vollkommen atmemberaubend. Sie wusste, sie würde diesen Tag niemals vergessen, würde "ihn" niemals vergessen. Sie unterhielten sich, sprachen viel über das Hier und Jetzt und über ihre Vergangenheit, über die Zeit bevor sie sich kennengelernt hatten. Sie dachte zurück an die letzten Tage, die vergangenen zwei Wochen, an all das, was sie gemeinsam erlebt und unternommen hatten.
Langsam verschwand die Sonne hinter dem Horizont und es wurde merklich kühler. Ein flüchtiger Blick auf die Armbanduhr gab ihnen zu erkennen, dass die letzte Bergbahn Richtung Tal in wenigen Minuten abfahren würde. Sie nahm ihren Fotoapperat hinaus und verknipste die letzten Bilder. Dann ging es zurück - hinunter ins Tal.
An der Talstation stiegen sie in sein Auto.Bergbahn1
Er fuhr die lange Straße hinunter, die zurück zu ihrem Hotel führte. Sie verabschiedeten sich ein letztes Mal, dann öffnete sie die Autotür und stieg aus. Sie lächelten einander zu, wussten beide, dass sie im nächsten Jahr wiederkommen würde, um ihn zu besuchen. Er fuhr davon und sie stand da und blickte ihm noch lange nach. "Wie schnell so eine schöne Zeit, so schöne Augenblicke, doch vergehen", dachte sie und lief die Treppe hinauf in ihr Zimmer, um ihren Koffer zu packen.

Mittwoch, 7. Dezember 2005

Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik

Untergang

Damals, da hatte er ein großes pompöses Haus,
führte ein glückliches Leben in Saus und Braus.
Die große Welt war ihm zu klein,
was bereits gut war, musste noch besser sein.

Er erfüllte sich jeden seiner Wünsche und Träume,
bereiste nahe und ferne Räume.
Er gönnte sich alles, was er haben wollte,
er dachte nur an sich, daran, dass er glücklich werden sollte.

Er ging alleine durchs Leben und trotzdem fühlte er sich gut,
er wusste, alle beneideten ihn um sein Hab und Gut.
Er glaubte, dass die Leute voller Neid auf seine Limousine schauten,
dass sie sich sein Haus wünschten, wenn sie sich ein eigenes bauten.

Er meinte, er sei der Beste, fühlte sich sich wie der King,
doch dann kam der bittere Tag, an dem seine Welt unterging.
Er machte einen großen Fehler und plötzlich war alles dahin,
er hatte das Gefühl, sein Leben hätte nun mehr keinen Sinn.

Plötzlich war er arm wie eine Kirchenmaus,
musste schweren Herzens verkaufen Limousine und Haus.
Er hatte das Gefühl in ein tiefes schwarzes Loch gestürzt zu sein,
alles, was er einmal besessen hatte, war nun nicht mehr sein.

Er suchte sich eine kleine Wohnung in einem alten Haus,
vorbei war sämtlicher Luxus, aller Saus und Braus.
Das Schlimmste für ihn war das Gerede der Leute,
die über ihn schmunzelten jetzt und heute.

Seine ehemaligen Nachbarn freuten sich über seinen Untergang,
waren voller Schadenfreude darüber, dass er verlassen hatte seinen hohen Rang.
Er stand immer abseits, fühlte sich plötzlich isoliert und allein.
Ihm wurde klar, dass er in seiner Vergangenheit war gewesen arrogant und gemein.

Er wusste, dass es in dieser Stadt zu spät war, um etwas gut zu machen.
In der Vergangenheit war zu viel geschehen - die Leute würden über ihn lachen.
Er packte also seine wenigen Sachen und zog fort,
suchte sich eine kleine Wohnung in einem anderen Ort.

Zwar war er immer noch unglücklich über den Verlust von Hab und Gut,
doch blickte er auch in die Zukunft, fasste Mut.
Er bereute sein Handeln in der Vergangenheit,
war für den Start in eine bessere Zukunft bereit.

Zwar bekam er in seinem neuen Job nur wenig Gehalt,
doch wusste er, es gab Menschen auf der Straße, die frieren, denen ist kalt.
Er hatte erkannt, dass Geld nicht das Wichtigste ist,
sondern dass "Füreinanderdasein" das Zentralste im Leben ist.

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