Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik
Kindersorgen
Es war ein grauer kühler Nachmittag Ende November. Das Mädchen stand am Fenster und blickte hinaus auf den großen grauen Asphalthof. Es sah einige Kinder, die über den Hof liefen. Eine Betreuerin gab genaue Anweisungen, was die Kinder zu erledigen hatten. Die Jungen sammelten Blätter und Müll vom Hof, die Mädchen putzten den Fahrradunterstand. Hin und wieder hörte das Mädchen laute aggressive Schreie. Obwohl es die Worte nicht genau verstehen konnte, wusste es, dass der Betreuerin wieder einmal etwas nicht passte und sie ihre Macht ausspielte, um die Kinder zu schikanieren. Das Mädchen setzte sich auf sein Bett. Seine Zimmerpartnerin war gerade in der Küche, musste Küchendienst ableisten - eine Strafarbeit fürs Toben auf dem Flur. Das Mädchen griff nach einem Fotoalbum im Regal und begann darin zu blättern. Traurig und zugleich verträumt blickte es eine ganze Weile auf jedes einzelne Bild. Das erste Foto war ein Bild, das kurz nach seiner Geburt enstanden war. Die Mutter hielt es auf dem Arm und der Vater stand glücklich lächelnd neben der Mutter und legte den Arm um sie. Das alles war nun 10 Jahre und 4 Monate her. Damals waren sie eine so glückliche Familie gewesen. Das Mädchen blätterte einige Seiten weiter, beim Anblick einiger Bilder verweilte es kurz. Etwa in der Mitte des Fotoalbums blieb es bei einem Foto stehen und blickte wie in Trance auf das Bild, das im Sommerurlaub in Dänemark entstanden war. Das Mädchen erinnerte sich beim Anblick des Fotos ganz genau, was damals alles geschehen war. 14 Tage hatten sie Urlaub in einem Ferienhaus in Dänemark gemacht. Jeden Tag waren Mutter, Vater und Kind am Strand gewesen, hatten sich im Meer auf der Luftmatratze treiben lassen, im Sand viele Burgen gebaut und Strandspiele gespielt. Abends hatte die Mutter immer gekocht und danach hatten sie noch eine ganze Weile Gesellschaftsspiele gespielt. Alles in diesem Urlaub war einfach perfekt gewesen, unbeschreiblich schön. Das Mädchen starrte noch eine ganze Weile auf das Bild, dann schloss es das Fotoalbum vorsichtig und legte es auf das Kissen. Es griff nach einem Stoffbären, ein Geschenk von den Eltern zum 8. Geburtstag, und drückte ihn ganz fest an sich. Das Mädchen wollte sich ablenken, an etwas anderes denken. Es nahm ein Buch zur Hand und begann zu lesen. Schnell merkte die Kleine aber, dass sie sich nicht richtig konzentrieren konnte. Sie schloss das Buch wieder und nahm erneut das Fotoalbum in die Hand. Zielstrebig öffnete sie die letzte Seite und schaute auf zwei Weihnachtsbilder - Weihnachten vor 2 Jahren, das letzte Weihnachten mit den Eltern, danach war alles anders gewesen. Tränen standen im Gesicht des Mädchens. Es versuchte sich an alles Schöne zu erinnern, dachte an den prächtig geschmückten Tannenbaum, das bunte Lebkuchenhaus, das es gemeinsam mit der Mutter gebacken hatte, die vielen leckeren Plätzchen und Süßigkeiten auf dem bunten Teller, das gemeinsame Singen am Heiligen Abend und die vielen schönen Geschenke...... Das Mädchen wischte sich mit den Jackenärmeln die Tränen aus dem Gesicht. Zärtlich streichelte es über die Bilder im Album. Bei dem Gedanken daran, dass es dieses Jahr wieder Weihnachten im Kinderheim feiern musste, fühlte das Mädchen sich noch schlechter. Im letzten Jahr war es so grausam gewesen. Erst musste den ganzen Tag geputzt und aufgeräumt werden, dann gingen alle zusammen in die Kirche, später gab es ein gemeinsames Essen, das dem Mädchen nicht geschmeckt hatte, und anschließend musste stundenlang zusammen gesungen werden. Sie alle hatten dabei ihre Stühle unter den Tisch schieben, sich hinter die Stühle stellen müssen und immer wieder die gleichen Weihnachtslieder singen müssen. "So lange, bis es sich vernünftig anhört", "Nicht lachen", "Nach vorne gucken", "Geredet wird später", hatte die Betreuerin immer wieder mit einem strengen Unterton in den Raum gerufen. Ängstlich und eingeschüchtert hatte das Mädchen den ganzen Abend gemacht, was man von ihm erwartete, zu gerne wäre es am Heiligen Abend an das Grab der Eltern gegangen, aber trotz mehrmaligem Fragen hatte man es ihm strengstens untersagt. Immer wieder hatte es geheißen, dass sie sich alle gemeinsam einen schönen Abend im Heim machen würden, dass es auf Grund des Mangels an Personal nicht möglich wäre, jeden woanders hin zu chauffieren. Kurz vor 22 Uhr hatten dann alle Kinder ein kleines Päckchen bekommen, anschließend mussten alle zurück in die Zimmer, das Licht wurde gelöscht und Nachtruhe wurde angeordnet. Das Mädchen erinnerte sich traurig daran, wie es die ganze Nacht bitterlich geweint hatte. Keine Auge hatte es zugemacht, nur an die Eltern gedacht und sich gewünscht damals doch mit in dem Auto gesessen zu haben, das kurz nach dem letzten gemeinsamen Heiligen Abend in den Tod fuhr. Tränenüberströmt stellte das Mädchen das Fotoalbum zurück in das Zimmerregal und fiel dann in einen unruhigen Schlaf.
Es war zwei Tage später, als sich die Zimmertür öffnete und die Heimleiterin eintrat. Das Mädchen wurde aufgefordert mit ins Büro im Erdgeschoss zu kommen. Ängstlich lief es hinunter, überlegte, was es Schlimmes getan hatte, ob es für etwas bestraft werden würde. Dann saß das Mädchen am Schreibtisch der Heimleiterin. Frau und Kind blickten sich lange in die Augen. "Dir gefällt es nicht bei uns, nicht wahr?", sprach die Frau und fügte hinzu: "Sicherlich ist es nicht immer schön hier, aber wir haben einfach nicht genügend Zeit und Geld, um alles so schön zu gestalten, wie du es von zu Hause kennst." Traurig nickte das Mädchen. "Wir haben eine Familie für dich gefunden. Sie möchte dich adoptieren", erklärte die Heimleiterin schließlich. Das Mädchen war fassungslos, konnte gar nicht so schnell begreifen, was es da eben gehört hatte.
Zufrieden, aber auch zugleich geplagt von der Angst vor der neuen Situation, dem neuen Lebensabschnitt, kehrte das Mädchen zurück in sein Zimmer und begann seine Sachen zu packen.
Zwei Wochen waren vergangen, seit zwei Wochen lebte das Mädchen bei seiner neuen Familie. Die Ersatzeltern gefielen ihm sehr gut und endlich hatte es eine große Schwester, die mit ihm spielte und sich um es kümmerte. Die Familie interessierte sich für die Sorgen, Ängste und Probleme des Mädchens. Stundenlang hörten sie ihm zu, schauten sich gemeinsam mit ihm die Fotos der Eltern an und gaben dem Mädchen Kraft nach vorne zu blicken. Die neue Schwester konnte das Mädchen gut verstehen, hatte Ähnliches durchgemacht, bevor sie vor einigen Jahren zu der Familie gekommen war. Das Mädchen sah endlich wieder einen Sinnn in seinem Leben, konnte und wollte nach vorne blicken. Obwohl der Gedanke an Weihnachten es traurig stimmte, empfand es dennoch einen Hauch von Freude bei dem Gedanken daran, das Weihnachtsfest mit der neuen Familie gemeinsam feiern zu dürfen.
Es war ein grauer kühler Nachmittag Ende November. Das Mädchen stand am Fenster und blickte hinaus auf den großen grauen Asphalthof. Es sah einige Kinder, die über den Hof liefen. Eine Betreuerin gab genaue Anweisungen, was die Kinder zu erledigen hatten. Die Jungen sammelten Blätter und Müll vom Hof, die Mädchen putzten den Fahrradunterstand. Hin und wieder hörte das Mädchen laute aggressive Schreie. Obwohl es die Worte nicht genau verstehen konnte, wusste es, dass der Betreuerin wieder einmal etwas nicht passte und sie ihre Macht ausspielte, um die Kinder zu schikanieren. Das Mädchen setzte sich auf sein Bett. Seine Zimmerpartnerin war gerade in der Küche, musste Küchendienst ableisten - eine Strafarbeit fürs Toben auf dem Flur. Das Mädchen griff nach einem Fotoalbum im Regal und begann darin zu blättern. Traurig und zugleich verträumt blickte es eine ganze Weile auf jedes einzelne Bild. Das erste Foto war ein Bild, das kurz nach seiner Geburt enstanden war. Die Mutter hielt es auf dem Arm und der Vater stand glücklich lächelnd neben der Mutter und legte den Arm um sie. Das alles war nun 10 Jahre und 4 Monate her. Damals waren sie eine so glückliche Familie gewesen. Das Mädchen blätterte einige Seiten weiter, beim Anblick einiger Bilder verweilte es kurz. Etwa in der Mitte des Fotoalbums blieb es bei einem Foto stehen und blickte wie in Trance auf das Bild, das im Sommerurlaub in Dänemark entstanden war. Das Mädchen erinnerte sich beim Anblick des Fotos ganz genau, was damals alles geschehen war. 14 Tage hatten sie Urlaub in einem Ferienhaus in Dänemark gemacht. Jeden Tag waren Mutter, Vater und Kind am Strand gewesen, hatten sich im Meer auf der Luftmatratze treiben lassen, im Sand viele Burgen gebaut und Strandspiele gespielt. Abends hatte die Mutter immer gekocht und danach hatten sie noch eine ganze Weile Gesellschaftsspiele gespielt. Alles in diesem Urlaub war einfach perfekt gewesen, unbeschreiblich schön. Das Mädchen starrte noch eine ganze Weile auf das Bild, dann schloss es das Fotoalbum vorsichtig und legte es auf das Kissen. Es griff nach einem Stoffbären, ein Geschenk von den Eltern zum 8. Geburtstag, und drückte ihn ganz fest an sich. Das Mädchen wollte sich ablenken, an etwas anderes denken. Es nahm ein Buch zur Hand und begann zu lesen. Schnell merkte die Kleine aber, dass sie sich nicht richtig konzentrieren konnte. Sie schloss das Buch wieder und nahm erneut das Fotoalbum in die Hand. Zielstrebig öffnete sie die letzte Seite und schaute auf zwei Weihnachtsbilder - Weihnachten vor 2 Jahren, das letzte Weihnachten mit den Eltern, danach war alles anders gewesen. Tränen standen im Gesicht des Mädchens. Es versuchte sich an alles Schöne zu erinnern, dachte an den prächtig geschmückten Tannenbaum, das bunte Lebkuchenhaus, das es gemeinsam mit der Mutter gebacken hatte, die vielen leckeren Plätzchen und Süßigkeiten auf dem bunten Teller, das gemeinsame Singen am Heiligen Abend und die vielen schönen Geschenke...... Das Mädchen wischte sich mit den Jackenärmeln die Tränen aus dem Gesicht. Zärtlich streichelte es über die Bilder im Album. Bei dem Gedanken daran, dass es dieses Jahr wieder Weihnachten im Kinderheim feiern musste, fühlte das Mädchen sich noch schlechter. Im letzten Jahr war es so grausam gewesen. Erst musste den ganzen Tag geputzt und aufgeräumt werden, dann gingen alle zusammen in die Kirche, später gab es ein gemeinsames Essen, das dem Mädchen nicht geschmeckt hatte, und anschließend musste stundenlang zusammen gesungen werden. Sie alle hatten dabei ihre Stühle unter den Tisch schieben, sich hinter die Stühle stellen müssen und immer wieder die gleichen Weihnachtslieder singen müssen. "So lange, bis es sich vernünftig anhört", "Nicht lachen", "Nach vorne gucken", "Geredet wird später", hatte die Betreuerin immer wieder mit einem strengen Unterton in den Raum gerufen. Ängstlich und eingeschüchtert hatte das Mädchen den ganzen Abend gemacht, was man von ihm erwartete, zu gerne wäre es am Heiligen Abend an das Grab der Eltern gegangen, aber trotz mehrmaligem Fragen hatte man es ihm strengstens untersagt. Immer wieder hatte es geheißen, dass sie sich alle gemeinsam einen schönen Abend im Heim machen würden, dass es auf Grund des Mangels an Personal nicht möglich wäre, jeden woanders hin zu chauffieren. Kurz vor 22 Uhr hatten dann alle Kinder ein kleines Päckchen bekommen, anschließend mussten alle zurück in die Zimmer, das Licht wurde gelöscht und Nachtruhe wurde angeordnet. Das Mädchen erinnerte sich traurig daran, wie es die ganze Nacht bitterlich geweint hatte. Keine Auge hatte es zugemacht, nur an die Eltern gedacht und sich gewünscht damals doch mit in dem Auto gesessen zu haben, das kurz nach dem letzten gemeinsamen Heiligen Abend in den Tod fuhr. Tränenüberströmt stellte das Mädchen das Fotoalbum zurück in das Zimmerregal und fiel dann in einen unruhigen Schlaf.
Es war zwei Tage später, als sich die Zimmertür öffnete und die Heimleiterin eintrat. Das Mädchen wurde aufgefordert mit ins Büro im Erdgeschoss zu kommen. Ängstlich lief es hinunter, überlegte, was es Schlimmes getan hatte, ob es für etwas bestraft werden würde. Dann saß das Mädchen am Schreibtisch der Heimleiterin. Frau und Kind blickten sich lange in die Augen. "Dir gefällt es nicht bei uns, nicht wahr?", sprach die Frau und fügte hinzu: "Sicherlich ist es nicht immer schön hier, aber wir haben einfach nicht genügend Zeit und Geld, um alles so schön zu gestalten, wie du es von zu Hause kennst." Traurig nickte das Mädchen. "Wir haben eine Familie für dich gefunden. Sie möchte dich adoptieren", erklärte die Heimleiterin schließlich. Das Mädchen war fassungslos, konnte gar nicht so schnell begreifen, was es da eben gehört hatte.
Zufrieden, aber auch zugleich geplagt von der Angst vor der neuen Situation, dem neuen Lebensabschnitt, kehrte das Mädchen zurück in sein Zimmer und begann seine Sachen zu packen.
Zwei Wochen waren vergangen, seit zwei Wochen lebte das Mädchen bei seiner neuen Familie. Die Ersatzeltern gefielen ihm sehr gut und endlich hatte es eine große Schwester, die mit ihm spielte und sich um es kümmerte. Die Familie interessierte sich für die Sorgen, Ängste und Probleme des Mädchens. Stundenlang hörten sie ihm zu, schauten sich gemeinsam mit ihm die Fotos der Eltern an und gaben dem Mädchen Kraft nach vorne zu blicken. Die neue Schwester konnte das Mädchen gut verstehen, hatte Ähnliches durchgemacht, bevor sie vor einigen Jahren zu der Familie gekommen war. Das Mädchen sah endlich wieder einen Sinnn in seinem Leben, konnte und wollte nach vorne blicken. Obwohl der Gedanke an Weihnachten es traurig stimmte, empfand es dennoch einen Hauch von Freude bei dem Gedanken daran, das Weihnachtsfest mit der neuen Familie gemeinsam feiern zu dürfen.
KristinaD - 23. Dez, 14:59